EDITH JUNG




Wir freuen uns heute sehr, Ihnen die Arbeiten der aus Karlsruhe stammenden Künstlerin Edith Jung präsentieren zu können.

Unter dem Titel „versunken“ sehen wir Arbeiten, die uns vom ersten Moment an fesseln. So ging es auf jeden Fall mir, beim ersten Kontakt mit den Bildern.

Bevor ich Ihnen aber schon zu viel über die Arbeiten erzähle, gehen wir zunächst auf die Person ein, die diese Werke geschaffen hat - auf Edith Jung.

Wie bereits erwähnt stammt Edith Jung aus Karlsruhe. Sie studierte auch in ihrer Heimatstadt an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste

bei Professor Rainer Küchenmeister.

Kaum hatte sie ihr Studium erfolgreich beendet, erhielt sie auch schon ein Stipendium, nämlich das der Kunststiftung Baden-Württemberg.

Und zwei Jahre später folgte ein halbjähriger Studienaufenthalt in der Villa Massimo in Rom.

Heute kann Edith Jung auf eine große Zahl von Einzel- und Gruppenausstellungen blicken, die vom Badischen ins Bayrische reichen,

aber vor allem weit darüber hinaus strahlen in der gesamten Republik bis hin nach Italien und in die Vereinigten Staaten.

Aber heute - heute ist sie hier bei uns in der Galerie Beck. Und wir dürfen ihre Bilder genießen.

Der Titel „versunken“ lässt schon erahnen, dass es sich um Werke handelt, die mit mehreren Ebenen arbeiten.

Den Grundklang dieser Arbeiten ist eine farblich zarte Fläche, deren Farbpigmente eine spezielle Rezeptur der Künstlerin sind.

Die Fläche wird bei genauer Betrachtung zu einem Feld kleinster Elemente - das große Ganze besteht nur durch die Summe der Kleinsten.

Die Flächen laden uns ein, in die Bilderwelten einzutreten, machen uns den Zugang leicht, in dem sie Anlehnung an Paysagen nehmen:

Himmel trifft Erde, Luft trifft Wasser - Linien trennen die Elemente, werden zu Horizonten der Unendlichkeit, der Weite, der Luft für unsere Seelenlandschaften.

Und dann treten Zeichen in den Vordergrund. Sie erinnern bisweilen an Schriftzeichen, an Grafen, an Aufzeichnungen eines Kardiogramms,

an reduzierte Körper oder archaische Symbole. Auf jeden Fall stehen sie mitten im Bild, schweben scheinbar im Vordergrund.

Aber nur scheinbar, denn ihre Existenz macht dem Betrachter klar: hier geht es um mehr als ein einfaches Spiel der Dimensionen.

Hier geht es um das Aufeinandertreffen zweier Welten: die Äußerlichkeit trifft auf die Reflexion ihrer Selbst.

Es ist die ewige Auseinandersetzung zwischen Sein und Schein; zwischen der Ebene, die wir Menschen rein physikalisch erfassen können, und der Emotion,

die die Welt in uns auslöst und die einen sich verstetigten Ausdruck sucht - als Zeichen einer universellen Schrift, als archaisches Urzeichen oder als Seismograph,

die uns allesamt klarmachen, dass man wohl das Sichtbare messen und beschreiben kann – die dabei entstehende Emotion aber höchst individuell ist.

Damit wird jede Betrachtung zu einem einzigartigen Erlebnis. So werden die Arbeiten von Edith Jung zu speziellen und höchst emotionalen Erfahrungen,

auf die wir uns nun alle gemeinsam einlassen sollten. Und wenn sie spüren, dass Sie diese Einzigartigkeit erfasst, dann reagieren sie am besten damit,

dieses Werk zu erstehen. Denn Einzigartiges sollte man für sich sammeln.

In diesem Sinne: einen anregenden Rundgang durch diese Ausstellung mit einzigartigen Erlebnissen und einer einzigartigen Künstlerin,

die Ihnen bestimmt noch einiges Spezielles über ihre Arbeiten verraten wird. Udo Steigner, 2022